In der SanArena Zürich

Ein spannender und lehrreicher Besuch der SanArena durch die Sanitätsabteilung der Feuerwehr ermöglichte eine praxisorientierte und fundierte Weiterbildung in erster Hilfe.

Am Samstag den 20. Mai um 7.30 Uhr morgens machten sich 9 Feuerwehrleute von der Sanitätsabteilung und vom Löschzug der Feuerwehr auf den Weg nach Zürich zur SanArena. Ziel des Ausflugs war eine praxisorientierte Weiterbildung in der Nothilfe.

Wir waren alle sehr gespannt, was uns genau erwartete, denn so richtig vorstellen, konnten wir es uns noch nicht. Unsere Kursleiterin, Monika Guirguis, gab uns eine kurze Einführung zum genauen Ablauf und zeigte uns ein Video. Das Video machte uns deutlich, dass im Ernstfall nur eine Ahnung von erster Hilfe leider nicht ausreicht. Wichtig waren auch die Spielregeln der SanArena. Zum Beispiel sollten wir jeweils alarmieren, damit es realitätsgetreu bleibt. Dafür durften wir aber  nur die SanArena Telefone benutzen – klingt logisch, sei es doch schon vorgekommen, dass Menschen die echte Notrufzentrale alarmierten und kurz darauf Feuerwehr, Ambulanz und Polizei vor dem Haus standen. Danach ging es endlich los.

Die Weiterbildung war als Parcours mit verschiedenen Unfallszenarien in jeweils einem Raum konzipiert.

Nervös warteten wir, bis wir in den ersten Raum und somit zum ersten “Unfall” durften.

Als wir die ersten Hilfeschreie hörten, stürmten wir ins Zimmer. Der beissende Geruch von Brennsprit und Rauch stieg uns in die Nase. Wir fanden eine Küche vor, in welcher sich ein Drama mit 4 Personen abspielte. Schon beim Öffnen der Türe kam uns eine sehr aufgeregte Frau mit einer Tube Zahnpasta in der Hand entgegen, welche sie uns unentwegt geben wollte. Wieso, wurde uns erst später bewusst. Die restlichen Personen sassen am Esstisch, darunter ein Kind. Das Kind hatte starke Verbrennungen im Gesicht und schrie vor Schmerz. Auf dem Tisch stand ein Fonduecaquelon und eine Flasche Brennsprit. Wir legten das Kind auf den Boden und versuchten die geschockte Mutter zu beruhigen. Mit den herumliegenden Küchentücher und Wasser kühlten wir die Verbrennungen des Kindes. Währenddessen wurde auch die Notrufzentrale alarmiert,  damit das Kind baldmöglichst in einem Spital behandelt werden konnte. Mit einigem Kraftaufwand gelang es uns, auch die Frau mit der Zahnpasta zu beruhigen. Sie dachte, Zahnpasta sei ein gutes Hausmittel bei Verbrennungen. Dies ist jedoch falsch!

Erst nach etwa 2 Minuten nahmen wir dann auch die dritte Person wahr, welche wie versteinert am Esstisch sass, und kümmerten uns auch um sie.

Aus dieser Übung nahmen wir als Lehre sicher mit;  traumatisierte Personen können sich sehr still und unscheinbar verhalten. Trotzdem sollten sie nicht unbeachtet bleiben, denn auch diese Personen brauchen dringend Hilfe.

Als wir zum dritten Raum kamen, hörten wir Bremsgeräusche und einen lauten Knall. Wir fanden uns wieder auf einer dunklen Strasse vor, wo sich gerade einen Unfall ereignet hatte. Ein Auto war mit einem Mofa und einem Velo zusammengestossen. Ein Lastwagen hatte die Situation leider zu spät bemerkt und war dem Auto aufgefahren. Die Situation war sehr unübersichtlich, auch das wenige Licht machte es es uns nicht einfach. Im Auto sass eine bewusstlose Person, die wir mit dem Unterarmgriff bergen konnten und sogleich in die Bewusstlosenlagerung brachten. Ein weiterer Helfer kümmerte sich um die Mofafahrerin, welche über Übelkeit, Kopfschmerzen und Doppelbilder klagte, sonst aber unverletzt schien. Die Herkunft des Velos blieb eine Weile ungeklärt, bis wir das Kind hinter dem Auto fanden, welches zum Glück nur leichte Schürfwunden aufwies. Spät erst bemerkten wir, dass auf dem Rücksitz des Autos noch ein Kleinkind sass, welches aber zum Glück unverletzt geborgen werden konnte. Einige Überzeugungskraft hingegen brauchte es beim Lastwagenfahrer, da dieser das einzige Telefon hatte, aber lieber mit seinem Chef telefonierte als einen Notruf abzusetzen. Doch auch dies gelang uns nach kurzer Zeit und die 144 wurde alarmiert. Da wurde uns dann auch bewusst, dass es beim Alarmieren gar nicht so einfach ist alle gewünschten Informationen rasch weiter zu geben, vor allem dann nicht, wenn man die Situation noch nicht ganz überblickt hat. Die Unfallstelle sicherten wir leider etwas spät, was auch daran lag, dass wir das Pannendreieck nicht sofort fanden. Auch hier nehmen wir etwas mit; Selbstschutz geht immer vor!

Nach einer kurzen Kaffeepause an der frischen Luft und einer kleinen Stärkung in Form von selbstgebackenen Brownies ging es freudig  in die zweite Runde.

Im letzten Raum fanden die Helfer eine sehr komplexe Situation vor. Schauplatz war eine Baustelle mit Gerüst, Elektrokabel und vielem mehr. Der Elektriker war nach einem Stromschlag von der Leiter gefallen und lag mit einer verbrannten Hand bewusstlos unter der Leiter auf einem Gitter, welches immer noch unter Strom stand. Ein zweiter Arbeiter fiel ebenfalls vom Gerüst als er nachschauen wollte, was passiert war. Er lag in einer Grube und konnte sich nicht mehr bewegen. Eine herausfordernde Aufgabe für die 5 Helfer. Die erfahrenen Feuerwehrleute erkannten die Gefahr durch den Strom aber sofort und fanden eine sichere Lösung für die Leitung. Jetzt konnte die bewusstlose Person geborgen werden. Schnell stellten die Helfer einen Herz-Kreislauf-Stillstand fest und es wurde sofort mit der Wiederbelebung begonnen. Der Defibrillator wurde gekonnt am Patienten angebracht und die Reanimation eingeleitet. Ein weiterer Helfer kümmerte sich um den zweiten Verletzten, welcher auf den Rücken gefallen war und die Gefahr auf eine Rückenverletzung bestand. Gekonnt wurde der Halsschienengriff, zur Stabilisierung der Wirbelsäule angewandt, dies bis die Rettungskräfte eintrafen, um den Patienten zu bergen. Auch von dieser Übung nehmen wir, wieder einmal mehr, mit; Selbstschutz ist das A und O.

Jeder Posten wurde im Anschluss eingehend besprochen und auf Fehler und Verbesserungen hin analysiert. Frau Guirguis ergänzte die Besprechung jeweils mit spannenden Anekdoten und Situationen, die sie selbst erlebt hatte.

Die Feuerwehr Magden/Olsberg zeigte grossen Einsatz, professionelles Handeln und ein erstaunliches Schauspieltalent! Wir haben viel gelernt und die Weiterbildung gab uns die Möglichkeit, bisher theoretisches Wissen zu vertiefen und anzuwenden. Die sechs Unfallszenarien waren sehr unterschiedlich und absolut realistisch gestaltet. Das Meistern der Situationen gibt uns die Zuversicht, dass wir für den nächsten Ernstfall bestens vorbereitet sind.

Text: Raphael Bos, Saskia Meury, Lydia Tröster